Besteigung des Großglockner
Zwischen Mahnmal und Gipfelgrat - meine Großglockner Besteigung
Im August 2014 standen mein alter Freund Philip und ich in Heiligenblut, einem kleinem Ort mit großer Geschichte.
Direkt am Fuße des Großglockners liegt dort ein Friedhof, still, schön - und beklemmend. Inmitten der Grabsteine das Mahnmal für verunglückte Alpinisten. Dutzende Namen, manche jung, andere Erfahren. Jahr für Jahr ergänzt. Abgestürzt in der Glocknerscharte, Erfroren, tödlich verunglückt.
Ich fühlte die Ehrfurcht und innere Unruhe, Philip ebenso. Dieser Berg verlangt Respekt. Kein Ort für Ego. Und kein Platz für Gedankenchaos.
Zwei Tage später dann der Aufbruch ins Abenteuer "Großglockner".
3798 Meter hoch, der höchste Berg Österreichs. Da wir beide keine ausgesprochenen Cracks am Berg sind, kommt ein Local Guide mit.
Die Besteigung des Großglockner von Heiligenblut aus dauert zwei Tage. Das Wetter für den ersten Tag war stabil, aber die Prognosen für Tag zwei waren nicht eindeutig. Es war mit aufziehendem Nebel an der legendären Glocknerscharte zu rechnen.
Tag eins bis zur Erzherzog-Johann-Hütte verlief recht unspektakulär, sodass wir dort in Ruhe übernachten konnten. Tag zwei startete mit einer herausfordernden Erkenntnis: in der Nacht hatte es rund 1m Neuschnee gegeben. Der Berg machte Ernst.
Die ersten Stunden verliefen trotzdem routiniert. Fels, Firn, Seilwechsel. Unser Guide lotste uns souverän nach oben. Je höher wir kamen, desto schöner wirkte der Berg.
Je näher wir aber der Glocknerscharte kamen, desto dichter wurde der Nebel. Und mit ihm: die Stille. Kein Horizont mehr, nur der nächste Tritt, der nächste Griff - und das Wissen: ein Ausrutscher reicht.
Da war sie nun, die Glocknerscharte. 8m lang, kaum einen halben Meter breit, schneebedeckt. Links und rechts 1000m Abgrund. Zu sehen davon heute maximal 30m. Der Rest verschwand im Nebel.
Ein kurzer Gedanke an Heiligenblut, an das Mahnmal. Ich stoppte, Griff in den Fels. Und rief mich zurück in den Moment.
"Beine beugen. Tiefer Schwerpunkt. Körperspannung. Weitergehen."
Ich sagte es nicht laut. Ich dachte es für mich. Ruhig. Und mehrmals.
"Beine Beugen. Tiefer Schwerpunkt. Körperspannung. Weitergehen."
Diese Worte wurden zu meinem Geländer im Nebel. Ich dachte nur noch an das, was ich kontrollieren konnte: meine Bewegungen. Meine Technik. Meinen Fokus.
8 Meter, wie auf einem Drahtseil über dem Nichts - geschafft.
Und dann geschah etwas unglaubliches: der Nebel verschwand urplötzlich. Die Sonne kam heraus. Die letzten 30 Meter noch Klettern und dann lag das Gipfelkreuz vor uns. Völlig vereist. Ein Wahnsinniger Moment. Gefüllt mit einem kurzen Jubel. Die Freude über das Erreichte.
Und dann dachte ich wieder an das Mahnmal in Heiligenblut. Und daran, wie schmal die Linie ist - zwischen Stolz und Stille. Zwischen Kontrolle und Kontrollverlust.
Doch genau dafür hatte ich trainiert: für den klaren Kopf in der Höhe. Nicht nur Beine, Lunge und Ausrüstung. Sondern: den inneren Dialog, der entscheidet, wie Du dich selbst durch Unsicherheit führst.
Neben Philip und unserem Guide war "Instruktiver Self-Talk" mein mentaler Seilpartner an diesem Tag. Während der Berg uns forderte, halfen mir ein paar einfache Worte, nicht in die Angst abzudriften, sondern im Moment zu bleiben.
"Beine Beugen. Tiefer Schwerpunkt. Körperspannung. Weitergehen."
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